Wenn eine kirchliche Trauung nicht möglich ist
Eine gleichgeschlechtliche Hochzeit ist in der Katholischen Kirche nach wie vor nicht möglich. Wie aber wird es gelöst, wenn Paare ihre Beziehung unter den Segen Gottes stellen möchten, obwohl sie nicht kirchlich heiraten können oder wollen? Darum ging es im aktuellen Liebfrauen-Forum der Katholischen Erwachsenenbildung Frankfurt (KEB).
Der Moderator des Online-Gesprächs, der Kölner Journalist Joachim Frank fasst eingangs die Haltung der Kirche hinsichtlich Homosexualität zusammen: Schwul sein darf man – bloß das Ausleben gleichgeschlechtlicher Sexualität ist nicht erlaubt. So jedenfalls kann man den Katechismus der Katholischen Kirche deuten. Holger Dörnemann, Leiter der Abteilung Familie und Generationen im Bistum Limburg, plädiert für eine positive Auslegung: „Der Blick muss fokussiert werden auf den einzelnen Menschen, auf seine sexuelle Identität. Dann, wenn das Gute wahrgenommen wird, ist auch eine Segnung von Partnerschaften möglich.“ Zudem sei eine Überarbeitung des dreißig Jahre alten Katechismus notwendig, um eine Segnung von schwul-lesbischen Beziehungen zu ermöglichen.
Birgit Mock vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) plädiert ganz eindeutig für eine Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften. Denn auch in diesen Verbindungen werden Werte gelebt, die die Katholische Kirche nur unterstützen kann. Als Leiterin einer Arbeitsgruppe beim Synodalen Weg werde sie eine Änderung oder ersatzlose Streichung der entsprechenden Passagen im Katechismus empfehlen.
Dem Redakteur Marcus Brieskorn vom schwul-lesbischen Podcast Radio Sub geht die echte Anerkennung von Segnungen viel zu langsam. Immer wieder muss man bei der Kirche als Bittsteller auftreten und die wahren Entscheider entziehen sich dem Gespräch. Schwule sollen nicht diskriminiert werden, aber sie müssen keusch leben. Dabei geht das eine mit dem anderen einher. Die herrschende Lehre fördert eine Doppelmoral: „Man darf alles machen, sich dabei aber bloß nicht erwischen lassen!“.
Stefan Diefenbach, Geschäftsführer beim Weltladen in Frankfurt-Bornheim hat ein Buch über Segnungen in der Katholischen Kirche geschrieben. „Paare, Riten, Kirche“ heißt es und es bildet ab, welche Formen der Segnung in der Praxis bereits vollzogen werden. Diefenbach sieht sein Buch als Diskussionsbeitrag zur momentanen Debatte. Denn Kirche ist für ihn der ständige Austausch und damit konstant in Bewegung. „Manchmal habe ich den Eindruck, dass der Katechismus über der Bibel steht und das müssen wir wieder umdrehen und uns inspirieren lassen von der Bibel.“, mahnt er.
Einig sind die Gesprächspartner, dass alle Fragen zur Sexualmoral in der Katholischen Kirche viel zu lange nicht besprochen wurden. „Wir haben die letzten dreißig Jahre in diesem Thema verpennt!“, bringt es Birgit Mock auf den Punkt.