Frauen in der Kirche
Es ging um die kirchliche Gleichstellung von Frauen und es waren auch fast nur Frauen anwesend als vier engagierte Katholikinnen unter dem Titel „Frauen in der Kirche/Maria 2.0 - Wo stehen wir, wohin führt der Weg?“ diskutierten.
Die Katholische Erwachsenenbildung Main-Taunus (KEB) und der Pastorale Raum Hofheim-Kriftel-Eppstein hatten in die Kirche St. Bonifatius in Hofheim eingeladen. Der große Hygieneabstand zwischen den interessierten Gästen machte noch deutlicher, dass Männer sich konsequent aus diesem Thema rauszuhalten scheinen. Knapp vierzig Anwesende, zwei davon Männer. Erstaunlich – birgt doch die Frage nach der Zukunft von Frauen in der Katholischen Kirche viel Sprengstoff und könnte ein Element sein, an dem sich die Zukunft der Katholischen Kirche generell entscheidet.
Susanne Schuhmacher-Godemann, Referentin für Sozialpastoral im Bezirk Main-Taunus, malte ein düsteres Bild für jene Zukunft. Ihre Beobachtung: junge Frauen verlassen still und leise die Kirche, weil sie keine Reformen mehr erwarten. Sie selbst habe in ihrer Tätigkeit in den vergangenen dreißig Jahren hinsichtlich der Frauenfrage erlebt, dass es Stillstand oder gar Rückschritt gab. Das Grundgesetz und die UN-Menschenrechtskonvention sprächen eine eindeutige Sprache: niemand dürfe aufgrund des Geschlechts benachteiligt werden. Auch beim Reformprojekt „Synodaler Weg“, bei dem sie sich als Vertreterin der Pastoralreferenten engagiert, sei man grundsätzlich der Ansicht, dass die Rolle der Frauen in der Kirche unbedingt gestärkt werden müsse. Dem gegenüber stehe aber eine kleine, jedoch sehr laute und sehr gut vernetzte konservative Minderheit, die jede Reform unterdrücke. „Die Machtfrage ist entscheidend und ich will mir meinen Platz in der Kirche nicht von Männern zuweisen lassen“, plädierte sie.
Dem pflichtete die Historikerin und Journalistin Britta Baas bei. Sie ging noch weiter: „Ich will die Männer entmachten, denn ich will die Macht haben!“. Mächtige Männer hingegen täten alles, um Frauen in Schlüsselpositionen zu verhindern. Es sei wichtig, die bestehenden kirchlichen Strukturen zunächst zu erobern, um sie von innen heraus ändern zu können. Es reiche Frauen nicht „ihr Ding mit ihresgleichen“ zu machen – als Frau dürfe man sich nicht aus Entscheidungen raushalten.
„Wir werden es nicht schaffen, die Ämter der Männer zu bekommen“, entgegnete Dr. Ulrike Gerdiken, Professorin im Kirchendienst an der Katholischen Hochschule Mainz. Sie sei es leid, so viel Lebensenergie in ein System zu stecken, das sich nicht ändern werde.
Zudem sei die zentrale Frage: wenn Frauen genau das haben wollen, was Männer jetzt haben – begeben sie sich dann nicht direkt in ein patriarchales System und stärken dies letztlich noch? „Ändern kann sich nur etwas, wenn sich das Kirchenrecht ändert. Das aber können nur Männer ändern!“, konstatierte Gerdiken. Frauen müssten sich gar nicht erst in die bestehenden Strukturen einfügen. Selbständig andere, passende Orte und Strukturen für die Institution Kirche zu schaffen sei das Gebot der Stunde. Damit stärke man sich gegenseitig und bleibe unabhängig von institutioneller Macht.
Ein Amt innerhalb der Kirche strebt Dr. Barbara Wieland hingegen gar nicht an. Die Theologin und Kirchenhistorikerin ist seit Jahren in verschiedenen synodalen Gremien des Bistums Limburg, im ZDK und im Diözesanbildungswerk tätig. In alle diese Rollen sei sie stets demokratisch hineingewählt worden, betonte sie. Diese Legitimation sei entscheidend für echte Unabhängigkeit.
Durch das noch immer nicht vollkommen offen aufgearbeitete Thema des sexuellen Missbrauchs sei eine spürbare Erosion der Kirche im Gange. Das damit verbundene Misstrauen der Kleriker untereinander und die hohe Anzahl der Kirchenaustritte werden letztlich über die Zukunft von Kirche entscheiden. Wieland forderte, dass Frauen ihre bereits jetzt gegebenen Möglichkeiten und Wege innerhalb der kirchlichen Strukturen nutzen. „Frauen, macht es selbst: Möglichkeiten sehen und Möglichkeiten ergreifen!“ und dabei bitte nicht den Umweg über mächtige Männer gehen.