Damit der Kirche ein Licht aufgeht…
Im Frankfurter Kaiserdom St. Bartholomäus singen und beten rund 600 Frauen und etliche Männer. Auf die Stufen des Altars stellen sie Dutzende brennender Kerzen. Sie sollen Licht ins Dunkel bringen und zeigen, dass die katholische Kirche eine Gemeinschaft von Männern und Frauen ist, die alle mit der gleichen Würde ausgestattet sind und als getaufte Christen auch alle die gleichen Rechte haben müssten.
Gleichberechtigung, die in der Gesellschaft längst anerkannt ist, soll, so ihre Botschaft, endlich auch in der hierarchisch und männerbündisch organisierten Kirche Platz greifen. Organisiert haben den Gottesdienst, der in eine Nachtwache auf dem Domvorplatz mündet, am Freitagabend, 31. Januar, Frauen von Maria2.0, dem Catholic Women Council und der Dompfarrei St. Bartholomäus. Sie wenden sich an die Mitglieder der ersten Vollversammlung des Synodalen Weges, die von Donnerstag bis Samstag in Frankfurt stattfindet.
Eine Frau verkündet als erste die Auferstehung
„Kraftvoll, begeisternd und bestärkend“ will der Gottesdienst sein, in dem für eine geschlechtergerechte, menschenfreundliche, wahrhaftige und reformbereite Kirche gebetet wird. Deutlich wird das gleich zu Beginn in den Worten von Pastoralreferentin Andrea Kortus, die darauf verweist, dass alle Menschen Gottes geliebte Kinder sind, dass die Kirche ein Ort sein soll, der zu einem erfüllten Leben führt, dass aber auch alle wissen, wie es derzeit um die Kirche steht: „Wir wissen, dass Unrecht geschah und geschieht. Wir wissen, dass Macht missbraucht wurde und wird.“
Deutlich wird das Anliegen in der Bibellesung, die die Frauen ausgewählt haben, der Erzählung von Maria von Magdala, die als erste von Jesus ausersehen wurde, die Botschaft von seiner Auferstehung zu verkünden.
Berechtigt die Machtfrage zu stellen
Deutlich wird der Anspruch der Frauen nach gleichen Rechten auch in den Zeugnissen der Gottesdienstteilnehmer. Da beklagt die Dominikanerin Sr. Ursula Hertewich aus dem Kloster Arenberg, wie viel Kraft sich die Kirche selbst nimmt, wenn sie immer nur ausgrenzt und Verbote ausspricht. So viele Jahre schon würden Frauen ausgebremst, dabei genüge ein Funke „und alles kann sich ändern!“
Hochschulpfarrer Burkhard Hose aus Würzburg verweist darauf, dass die Kirche „immer noch eine Ständegesellschaft“ sei, die mehr als die Hälfte ihrer Mitglieder, nämlich die Frauen, unterordne: „Ich will, dass wir nicht Schlusslicht sind in der Frage der Gerechtigkeit!“
Da ist Lisa Kötter von der Initiative Maria 2.0 aus Münster, die der Kirche attestiert, dass sie gerade in der Pubertät sei, „ängstlich und rechthaberisch“, und unbedingt Ermutigung brauche. Denn wenn Menschen in der Kirche frei sein könnten, „wie Gott uns gedacht hat“, dann verliere die kirche zwar Macht und Kontrolle, gewinne aber Wirkmächtigkeit.
Die Machtfrage zu stellen, dazu fühlt sich auch Susanne Schuhmacher-Godemann berechtigt. Die Pastoralreferentin aus Hofheim gehört zum Kreis der 230 Synodalen bei der Plenarversammlung. Sie verweist noch einmal auf Maria von Magdala und sagt: „Wir wollen es nicht länger hinnehmen, dass ausgerechnet wir Frauen in der zentralen Feier unseres Glaubens, der Eucharistie, nicht von Gott reden dürfen.“
Unterstützung erhielten die Frauen vom Limburger Bischof Georg Bätzing, der die Vollversammlung extra früher verlassen hatte, um mit den Gläubigen die Komplet, das Nachtgebet der Kirche, zu beten. Im Gespräch mit Journalisten unterstrich er anschließend die hohe Bedeutung einer gerechten Beteiligung von Frauen in der Kirche.